2017 – 19 AHPmonitor

 

AHPmonitor im R&STschaufenster – Paul-Roosen-Str. 32, 22767 Hamburg

Das Schaufenster von Wohnung und Studio des R&STkollektiv dient als permanente künstlerische Einrichtung im urbanen Kontext Hamburgs. Dieser AHPmonitor stellt öffentlich Themen dar, mit denen sich das Kollektiv aktuell auseinandersetzt. Der Begriff der AHP vereinigt die Anfangsbuchstaben von Aktion, Happening und Performance, um diese situativ als eine Art alltäglicher Handlungspraxis zu nutzen. Dabei können Anleitungen in Form von Text dazu auffordern, durch bestimmte Übungen individuelles und kollektives Wissen und Erfahrung zu erproben und auszutauschen.

Die Aufgabe des Monitors ist es, Tun oder Nicht-Tun Einzelner und der Gemeinschaft als künstlerische Ressource für die Menschheit zu begreifen und als immaterielles kulturelles Erbe abzubilden. Tun und Nicht-Tun werden hier in ihrem dialektischen Verhältnis so zueinander befragt, wie sich Kunst und Alltag gewissermaßen gegenseitig bedingen.

Eine offenes Archiv alltäglicher Handlungspraktiken soll nachhaltig zum Widerstand gegen den Zwang wirtschaftlichen Wachstums und die Konkurrenz des freien Marktes auf Kosten des Lebens auf dem Planeten Erde beitragen. Jeder interessierte Passant und Nachbar ist eingeladen, eine Weile vor dem Fenster zu verbringen oder auch an die Tür zu klopfen:

„What is this life if,  full of care, We have no time to stand and stare …“ (William Henry Davies)

 

Schau #1: Anleitungen zur Revolution, Dezember 2017
Am Ende des internationalen Jahres des Nicht-Tuns eröffnet das R&STkollektiv den AHPmonitor mit der ersten Schau: drei verschiede Anleitungen zur Revolution werden vom Kollektiv probeweise individuell aufgeführt und in Bild und Text gefasst.

 

 

Schau #2: was du selbst tust, Mai 2018
Zu Beginn der warmen Jahreszeit stellt das R&STkollektiv Pflanzen vom Winterquartier auf den Bürgersteig. Mit einem Fragenkatalog ‚Was tust du selbst‘ werden Passanten aufgefordert Formen selbstbestimmten Lebens wiederzuentdecken und diese mit anderen zu teilen.

 

 

Schau #3: was andere tun, Juli 2018
Im Fußballsommer laden R&ST zum Spiel der Unschärfe ein: es geht nun nicht um Gewinnen oder Verlieren, sondern um die Frage, auf welches Spiel man sich in einer Gemeinschaft einigen will.

 

 

Schau #4: Zeichnungen, Januar 2019
Die Zeichnungen in dieser Schau verbergen den Kontext ihrer Entstehung, indem sie zwar Themen des R&STkollektiv aufgreifen, weiterführende Aspekte eines internen Diskurses aber unbenannt lassen. Alltägliche Handlungspraxis (AHP) erlaubt einen Blick ins Ungewisse (des Monitors). Ziel des Vorhabens ist es, Tun / Nicht-Tun des Einzelnen innerhalb der Gemeinschaft als künstlerische Ressource der Menschheit und immaterielles kulturelles Erbe abzubilden. Eine Sammlung von Beispielen alltäglicher Handlungspraxis und deren Dokumente könnte so nachhaltig zum Widerstand gegen den Zwang wirtschaftlichen Wachstums und die Konkurrenz des freien Marktes auf Kosten des Lebens auf dem Planeten Erde beitragen. Bitte schicken Sie ihren Beitrag an restkunst@gmx.de 

 

 

Schau #5: condensed soup, Juli 2019
„In den 80er Jahren war es fast unmöglich, sich als Student nicht mit Werk und Wirkung von Joseph Beuys auseinanderzusetzen. Das führte bei mir zu Zweifeln an seiner Genialität, die ich in einem Bild formulierte: Beuys, dein Hase ist ein Karnickel, er inkarniert sich in der Erde … Ich wollte dies dem Hohen Priester der Umwandlung realen Kapitals in spirituelle Kunst unbedingt zeigen und schenken. Ich verabredete mich daher zu einem Besuch in seinem Atelier in der Düsseldorfer Kunstakademie, bei dem er mir erklärte, mein Bild sei keine Kunst. Er nehme das Geschenk aber gerne an und wolle mir eine Gegengabe anbieten. Ich äußerte dann den Wunsch, dass ich von ihm ebenfalls etwas haben wolle, das keine Kunst sei. Er ermunterte mich, nach Belieben aus seinen unzähligen Abfalleimern zu nehmen, was mir gefalle. Ich fand eine Dose der Marke Campbell. Es war ja bekannt, dass es zwischen Andy Warhol und ihm zu mehreren Treffen gekommen war, bei dem die beiden sich nicht gerade angefreundet hatten, aber auf Betreiben ihrer Galeristen zur Kooperation bereit waren. Ich vermutete, dass diese Dose etwas mit der Beziehung der beiden zu tun haben müsste und fragte Beuys danach. Er erzählte, dass diese Dose ein Multiple von Warhol im Wert von 6$ sei, das dieser ihm als Geschenk mitgebracht hatte. Er habe sich dafür bedankt und, weil er Warhol nichts schuldig bleiben wollte, mit einem Zehn-Mark-Schein bezahlt, der die Aufschrift trug: Kunst = Kapital. Eines Tages habe er aus Hunger die Dose in seinem Atelier in der Form eines Kreuzes geöffnet und die Suppe ausgelöffelt. Die leere Hülle sei für ihn nun wertlos. Nach diesem Treffen und Austausch mit Beuys war die Dose jahrelang in Vergessenheit geraten, verstaubt und gerostet, bis sie plötzlich im Rahmen der Beschäftigung des R&STkollektiv mit Restkunst wieder Bedeutung erlangte und hervorgekramt wurde.“
(Geschichte zu Herkunft und Verbleib einer Dose, berichtet von PT, R&STkollektiv)

 

 

 

 

Schau #6: What is over?, Dezember 2019
Anlässlich des Jahreswechsels fragen R&STkollektiv:  What is over? If we want it
Passanten des Schaufensters in der Paul-Roosen-Straße sind aufgefordert an die Aktionen War is over! If you want it (Lennon/Ono, 1969) oder Capitalism is over! (Extinction Rebellion, 2019) anzuknüpfen und ihre Auffassungen zur Lage des Planeten Erde in eigener alltäglicher Handlungspraxis (AHP) zu erproben.
Eine aktuelle großformatige Zeichnung aus den Notizen des notorischen Nörglers zeigt dazu einen Blick aus dem All auf die Erde. Sie erweitert die 108 Zeichnungen der Reihe der Planeten, ein Manuskript, das in Buchform Zeichnungen und fragmentarische Notizen des Nörglers versammelt. Darin wiederholen sich Gedanken zu Problemen der Menschheit auf dem Planeten Erde und umkreisen sie auf individellen und kollektiven Bahnen, ohne je zu einem Schluss zu kommen. 
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