
Restkunst ist eine unkommerzielle Dienstleistung am Rande des Kunstbetriebes.
Restkunst is a non-for-profit service at the margin of the art business.Restkunst ist ein partizipatorisches Projekt.
Restkunst is a participatory project.Restkunst ist ein Aufruf an alle kreativ Praktizierenden.
Restkunst is calling all kinds of creative practitioners.Restkunst ist ein Angebot, sich von künstlerisch gestalteten Dingen zu befreien.
Restkunst is an opportunity to release artistically designed objects.Restkunst richtet Stationen und Situationen zur Abgabe und Weiterbehandlung künstlerischer Produktion ein.
Restkunst is setting up stations and situations for the delivery and further treatment of art production.Restkunst entsorgt den Abstellraum und bereichert den Geist.
Restkunst disposes of the closet and enriches the mind.Restkunst ermöglicht die Auseinandersetzung mit aktueller Kunstpraxis.
Restkunst enables the examination of current art practice.Restkunst entwickelt Modelle, die sich mit der Dematerialisierung künstlerischer Produktion beschäftigen.
Restkunst develops models that concern the dematerialization of artistic production.Restkunst sammelt, verteilt, verarbeitet und löst kreative materielle Überschüsse auf.
Restkunst collects, distributes, processes and dissolves creative material surpluses.Restkunst betreibt die Um- und Neubewertung materieller und ideeller Kunstpraxis.
Restkunst operates the implementation and re-evaluation of material and mental art practice.Restkunst fördert die Wirkungsausweitung in Theorie und Praxis.
Restkunst promotes the expansion of effect in theory and practice.Restkunst erweitert die Wertvorstellungen des Kunstbetriebes.
Restkunst extends the values of the art world.Restkunstkonzept
Concept
Worum geht es? Es geht um Entlastung. Menschen, die kreativ und gestalterisch tätig sind, können sich von überschüssigen Resten und sich damit selbst befreien.
Wie ist das gemeint? Auch Gedanken, Strategien oder Konzepte können Reste bilden. Wir fragen also nach Möglichkeiten der Auflösung von materiellen, sondern auch immateriellen Arbeiten. Wir suchen dafür individuelle Ansätze und Methoden. Alle Menschen sind gestaltende Wesen. Manche malen oder zeichnen, andere entwickeln etwas, indem sie bauen und konstruieren oder fotografieren, schreiben oder sammeln und vieles mehr. Dabei entstehen eine Menge Dinge, die nicht nur bereichern sondern auch belasten können, weil sie Platz beanspruchen oder man sich nicht davon trennen möchte. Wir wollen die Abgabe, den Austausch oder auch die Umwandlung dieser Dinge erleichtern. Wir fragen nach den kulturellen Ressourcen, die sich am Rande des Kunst- und Kulturbetriebes bewegen.
What does it mean? Thoughts, strategies or concepts may form rests. We ask not only for ways of resolution of material but also immaterial work. We are looking for individual approaches and methods. All human beings are creative beings. Some paint or draw, others develop something by building or constructing and photographing, writing or collecting, and so on. Thus a lot of things come into being that do not only enrich but can also be a burden because they take space and you won’t like to part with it. We want to facilitate the release, exchange or conversion of these things. We’re asking for cultural resources that move at the margin of the art business and cultural scene.Wie wird die Abgabe von Restkunst erleichtert? Wir sollten Dinge anders bewerten. Meistens geht es bei der Diskussion von Qualität um den materiellen Restwert, den Marktwert oder den Wert der Anerkennung. Also um Werte, die monetär gemessen werden. Weniger geht um es den eigentlichen ideellen Wert einer künstlerischen Arbeit. Diese Unterscheidung von Wertigkeiten wird bei der Beschäftigung mit Restkunst deutlich. Der ideelle Wert von Kunst soll gestärkt werden.
Wie soll das konkret möglich gemacht werden? Wir richten Abgabestationen für Restkunst ein. Jeder kann dort Dinge abgeben, die für ihn den Wert verloren haben oder die man trotz ihres hohen persönlichen Wertes nicht mehr behalten oder lagern kann. Durch die Inszenierung eines solchen ‚Abgabe-Service’ möchten wir erreichen, dass Menschen mit einer materiellen Last kommen und mit einem ideellen Gewinn wieder gehen können. So kann man beispielsweise Restkunst tauschen. Es wird angeschaut, Fragen werden gestellt und beantwortet, der eigenen Arbeit und den anderen wird dadurch Respekt gezollt. Damit wird es ein Gewinn für alle, die mitmachen.
Wie wollen Raabe/Stephan/Trantel diesen Restkunst-Service gestalten? Mit Humor und Leichtigkeit. Wir denken an mehrere Ebenen, die wir inszenieren und bespielen wollen: Abgabe, Weitergabe oder Tausch, sowie die Weiterbehandlung und Auflösung. Bei der Restkunst-Station in Köln 2012 haben wir einen Info-Tisch eingerichtet. Jeder Teilnehmer oder Besucher wurde herzlich empfangen. Eine Tee-Zeremonie oder ein Café lud zum Plaudern ein. Der grösste Teil des Raumes diente dem Zeigen, Ausbreiten und der Lagerung von Restkunst. Wir haben mit jedem Teilnehmer und Besucher unterschiedliche Möglichkeiten der materiellen Auflösung von Kunst individuell erörtert. Dazu entwickelte sich nach den jeweiligen Gegebenheiten ein Begleitprogramm mit Film und Musik, Performance und Führungen. Außerdem haben wir Workshops für Schulen und Kindergärten angeboten und mit weiteren Initiativen im Stadtteil zusammengearbeitet.
Was ist das Wichtige an der Idee? Es geht schlicht ums Machen. Eigentlich braucht man keine neuen oder guten Ideen. Wenn man erst einmal etwas anfängt, dann gibt es schon genug Sinnvolles zu tun. Aus einem theoretischen Ansatz wird dann im Handumdrehen künstlerische oder wie auch immer geartete Praxis. Der Wirkungsgrad der praktizierten Kunst, d.h. der Dinge, die Menschen machen, erhöht sich dadurch. Jede Form der Befreiung von konkret gestalteten und vorhandenen Gegenständen, ihr Austausch oder ihre Auflösung dient der Wirkungsausweitung von Kunst und erhöht ihren ideellen Wert. Mit der Dematerialisierung von konkreten Gegenständen verflüchtigen sich auch die damit verbundenen Geschichten. In der Erinnerung erscheint vieles leichter als im Moment der Herstellung und der Lösung davon.
What is important about the idea? It simply is about doing. Actually we don’t need new or good ideas. Once you start something, then there is already enough and meaningful to do. Theory then in no time turns into art or whatsoever practice. The efficiency of making art, that is things that people do, increases as a result. Any form of liberation from concrete designed and existing objects, their exchange or resolution serves the effect of art and increases the intangible values. The dematerialization of objects volatilizes the associated stories. In the memory things weigh much lighter than at the moment of their production or vanishing.Was steckt hinter der Bemerkung, Rest-Kunst sei Teil der ILennale? Die ILennale nimmt Bezug auf die im Kunstbetrieb und in der Kulturindustrie üblichen Biennalen und Triennalen. Sie unterscheidet sich jedoch darin, dass sie nicht auf die kurzfristige Wirkung der Medienspektakel setzt, sondern schlägt vor, Denken und Handeln in der Kunst über Zeiträume zu entwickeln, die an die Grenzen des persönlich Erlebbaren und darüber hinaus gehen. Innerhalb von 49 Jahren werden Projekte entwickelt und durchgeführt, deren Wert sich nicht an der schnellebigen Unterhaltung durch die Medien misst. Die ILennale ist eine Aufforderung an Praktizierende im Bereich professioneller, amateurhafter oder sonstiger Kunst, ihren Projekten ausreichend Zeit einzuräumen und damit auf vordergründige Ziele und kurzfristige Erfolge zu verzichten.
Aufruf zum Restkunstprojekt im Neuen Kunstform, Köln 2012:
Restkunst will das Abgeben, Weitergeben, Umformen und Auflösen künstlerischer Beiträge in materieller und digitaler Form zusammen mit den Teilnehmern erforschen, vermitteln und ausstellen. Restkunst lädt insbesondere Kölner Künstler zur Teilnahme ein. Überschüssige Kunstwerke können zur Betreuung in die Ausstellungs- halle des Neuen Kunstforums gebracht werden. Für Vorführungen im Restkino können digitale Beiträge, die zum Thema Restkunst Bezug aufnehmen, auf DVD oder anderen Datenträgern abge- geben werden. Vom 23. Juni bis zum 22. Juli 2012 ist die Annahmestelle für Restkunst dienstags bis sonntags von 15 – 19 Uhr geöffnet. Während der Projektdauer kann ständig Kunst abgegeben werden. Ein Programm mit regelmäßigen Führungen, Workshops und Videoabenden begleitet die Restkunst-Wertstatt und macht sie zu einem Ort der Kommunikation über weiterführende und langfristige Konzepte zur Auflösung und Wirkungserweiterung von Kunst. Informationen und aktuelle Termine finden Sie unter dem Menupunkt Programm. Bei Fragen kontaktieren Sie uns bitte per E-Mail oder direkt unter 0173 – 60 76 989. Wir freuen uns auf Ihre Beiträge, Raabe/Stephan und Piet Trantel.